Aus der Wohnung in der siebten Etage bietet sich ein weiter Blick vom Rott Richtung Elberfeld. Das ehemalige Happich-Gebäude ist zu sehen. Auch der Toelleturm grüßt von weitem. Durch die bodentiefen Fenster fällt viel Licht in das zukünftige Wohnzimmer. Von innen erinnert auf den ersten Blick wenig daran, dass man sich in einem ehemaligen Luftschutzbunker befindet.
Das Umbauprojekt in der Große Hakenstraße 30 geht gut voran. Die Wohnungen in den oberen Etagen des siebengeschossigen Hochbunkers sind bereits mit Fußbodenheizung, Elektrik und neuem Anstrich versehen. In wenigen Wochen sollen die Bäder fertiggestellt werden. Die Wohnungen bieten Platz auf ca. 95 bis 159 Quadratmetern. Der rustikale Charme des über 23 Meter hohen Bunkers bleibt durch die durchscheinende Struktur des originalen Putzes an Wänden und Decken, das historische Treppengeländer und natürlich die dicken Wände erhalten.
Damit Fenster eingebaut werden konnten, mussten Betonblöcke aus der massiven, bis zu 1,30 Meter dicken Bunkerwand entfernt werden. Insgesamt 64 Würfel wurden mit Spezialmaschinen herausgeschnitten. Jeder einzelne wiegt zwischen neun bis elf Tonnen. „Das war die größte Herausforderung“, sagt Bauherr und Architekt Antonio Pinca über die Umbauphase, die mit rund 1,5 Jahren Laufzeit zügig voranging. Bis zur Fertigstellung rechnet Pinca mit weiteren drei Monaten. Unter anderem müssen noch die Balkone angebracht und ein Aufzug eingebaut werden. Anfragen von potenziellen Mietern für die insgesamt 14 Wohnungen bekommt er schon jetzt. „Die Nachfrage nach Wohnungen für Familien mit zwei bis drei Kindern ist enorm“, so Pinca. Mit der Vermarktung will er trotzdem bis zur endgültigen Fertigstellung warten.
Auch im Außenbereich ist noch einiges zu tun. Stellplätze werden angelegt, die Begrünung wird gesetzt und der angrenzende Spielplatz erneuert. Hier finden auch einige der ausgeschnittenen Betonklötze eine neue Verwendung. Sie begrenzen das Grundstück entlang der neuen Zufahrt.
Aufwertung für das Quartier
2021 kauften die Investoren Antonio Pinca und Robert Düssel den während des zweiten Weltkrieges erbauten Bunker. Aufmerksam wurden sie auf das Objekt durch die Wirtschaftsförderung. Bei einer gemeinsamen Besichtigung mit Wohnflächenexperte Alexander Buckardt fand Pinca sofort Gefallen daran. „Ich war von dem Zuschnitt im Inneren begeistert. Es war eine spannende Herausforderung, die gleichzeitig wirtschaftlich realisierbar war“.
Und auch dem Quartier kommt der Umbau zu Gute. „Der neue Wohnraum wertet das Quartier Rott auf und der historisch bedeutsame Bunker ist zu einem Hingucker geworden“, so Buckardt. Auch dank der Gestaltung der Außenfassade durch den Streetartkünstler Martin Heuwold, die Farbe in das betongrau bringt.
Seit Ende des zweiten Weltkriegs, also knapp 80 Jahren, lag das Objekt still. „Der Bunker ist ein gutes Beispiel, wie vorhandene Potenziale im Sinne der Ressourceneffizienz neu genutzt werden können. Durch den Umbau wird neuer Wohnraum im innerstädtischen Bereich geschaffen und ein brachliegendes Objekt wieder zum Leben erweckt“, so Buckardt.