In den Luftbildern von Gewerbegebieten sind oft noch große, ungenutzte Dachflächen mit dunkler Folienabdeckung zu sehen. Sie erhitzen sich schnell und brauchen lange, um die gespeicherte Wärme wieder abzugeben. Hier fordert Eric Swehla, Vorstand der Wirtschaftsförderung Wuppertal, ein Umdenken bei Immobilienbesitzern. „Zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft gehören nachhaltige und klimafreundliche Lösungen fest dazu. Ein erster Schritt kann eine extensive Dachbegrünung sein“. Dabei wird die Dachfläche mit niedrigwüchsigen und robusten Pflanzen wie Sukkulenten, Moose, Kräutern oder Gräsern bestückt. Diese Art der Begrünung soll zukünftig auch bei Neubauten auf städtischen Gewerbeflächen zur Pflicht werden. „Wir begrüßen diese angestrebte Regelung sehr“, so Swehla.
Gründächer gegen Klimawandel und Starkregenereignisse
Viel Erfahrung in der Gestaltung von Gründächern hat die Wuppertaler Firma Jakob Leonhards Söhne GmbH & Co. KG. Das Unternehmen für Garten- und Landschaftsbau hat im vergangenen Jahr mit dem Projekt „Kö-Bogen II“ auf sich aufmerksam gemacht. Für Europas größte Grünfassade pflanzte die Firma rund 5,5 km Hainbuchenhecken auf zwei Fassadenschrägen und auf dem Dach eines Düsseldorfer Geschäfts- und Bürostandortes.
Jochen Boich, Leiter des Geschäftsbereichs Bauwerksbegrünung bei Leonhards, kennt die Vorteile von Gründächern. „Bepflanzte Dächer bieten nicht nur einen natürlichen Dämmungsschutz vor Hitze und Kälte. Eine weitere wichtige Funktion ist die Speicherung von Regenwasser. Sogenannte Retentionsdächer können größere Mengen Wasser zurückhalten und bei Bedarf an die Pflanzen abgeben“, so Boich. Bei Starkregenereignissen könnten mit Hilfe solcher Systeme die städtischen Abwassersysteme sowie Bäche und Flüsse entlastet werden.
Auch während Hitzeperioden übernehmen begrünte Dächer eine regulierende Aufgabe. Wenn das gespeicherte Wasser verdunstet, kühlt es gleichzeitig die Umgebung. Zwar kann eine Dachbegrünung je nach Art und Größe kostspielig sein. „Auf der anderen Seite erhält die Dachabdichtung eine Schutzschicht, die die Alterung durch UV- Strahlen verhindert. Die Lebensdauer des Dachs kann dadurch durch ein 4-faches verlängert werden“, weiß Boich.
Neuer Trend: Vertikale Begrünung
Die Vohwinkeler Begrünungsexperten sind sogar schon einen Schritt weiter. Leonhards arbeitet bereits in enger Kooperation mit der Vertiko GmbH aus Freiburg an der Begrünung von Fassaden. Jochen Boich ist sicher, dass das Thema in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnt. „Durch das vertikale Grün an und vor Wänden wird die Außenschale der Gebäude gekühlt, sodass innerhalb der Gebäude auf aufwendige Klimatechnik teilweise verzichtet werden kann“. Zusätzliche positive Folgen sind Lärmschutz, Staubbindung, Förderung der Biodiversität und CO₂-Bindung. „Die Begrünung ist nicht nur eine optische Aufwertung, sondern steigert auch den Marktwert der Immobilie“, so Boich.
Tipp für Immobilienbesitzer
Ob sich die Umgestaltung hin zu einem Gründach lohnt, können Immobilienbesitzer in einer digitalen Karte des Landesumweltamtes NRW einsehen. Das „Gründachkataster (Öffnet in einem neuen Tab)“ zeigt adressgenau mögliche Kosten, Auffangmengen bei Niederschlag sowie Potenziale zur Bindung von CO₂ und Feinstaub.