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Aktuelles | 23.11.2023

Vom Eigenbedarf bis zum Mieterstrom

Was ist bei der Umrüstung auf PV in gewerblichen Bestandsimmobilien zu beachten? Fachleute informierten über rechtliche Grundlagen, Betreiber- und Vermarktungsmodelle.

Von links: Martina Faseler (Bergische IHK), Thomas Heider (NRW.Energy4Climate), Sven-André Goczyla, Gero Rothstein (beide MKW), Ruth Mörschel (Stadt Wuppertal), Carl-Georg Graf von Buquoy (Energy Engineers), Andy Völschow (WSW), Jürgen Altmann (Wirtschaftsförderung Wuppertal), Oliver Maître (Mieterstrom-Partner)

Mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ihrer Gewerbeimmobilie können Unternehmen sich ein Stück unabhängiger vom Energiemarkt machen und gleichzeitig etwas zum Klimaschutz beitragen. Dass großes Interesse an der Thematik besteht, zeigte sich bei den insgesamt drei Info-Veranstaltungen der Wirtschaftsförderung, der Bergischen IHK, der Koordinierungsstelle Klimaschutz der Stadt Wuppertal und NRW.Energy4Climate, die dieses Jahr angeboten wurden. Um die 180 Teilnehmer*innen haben die Gelegenheit genutzt, um sich Experten-Infos aus erster Hand zu holen und untereinander Erfahrungen auszutauschen.

Das letzte Event der diesjährigen Themenreihe fand gestern Abend (21.11.) bei der Bergischen IHK statt. Besonders die Planung und Installation von PV-Analgen auf Bestandsimmobilien stand dabei im Fokus. Denn anders als bei Neubauten, wo die Pläne für eine PV-Anlage von Beginn an integriert werden können, heißt es bei Bestandsimmobilien oft Kompromisse mit den Gegebenheiten schließen zu müssen. Die Dachbeschaffenheit, Ausrichtung und Traglast spielen dabei eine wichtige Rolle. Daher sollten Unternehmen unbedingt zunächst die Statik überprüfen lassen. Diesen Tipp gab Carl-Georg Graf von Buquoy von der EE Energy Engineers GmbH den Teilnehmer*innen mit auf den Weg.

Neues EEG ermöglicht Kombination von Betreibermodellen

Trotz der Kosten, die bei der Installation einer PV-Anlage entstehen, lohne sich die Investition – besonders in Zeiten hoher Energiepreise. „Die Amortisationszeiten für PV-Anlagen werden immer kürzer. Im Schnitt rechnet sich eine Anlage bereits nach weniger als zehn Jahren. Das ist eine gute Investition in die energetische Infrastruktur“, so Graf von Buquoy. Die Wirtschaftlichkeit der Anlage hängt auch davon ab, für welches Betriebsmodell Unternehmen sich entscheiden. Eigenverbrauch mit Speicherung oder Überschusseinspeisung, Volleinspeisung, Direktvermarktung… Es gibt verschiedene Vor- und Nachteile. Neu ist seit diesem Jahr, dass auf einem Dach zwei Anlagen mit verschiedenen Betreibermodellen kombiniert werden dürfen, um den besten Mix für die eigenen Bedürfnisse herzustellen. Dies wird durch das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) geregelt. Bereits im Jahr 2030 sollen mindestens 80 Prozent des verbrauchten Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien stammen. 2022 waren es 46,2 Prozent. Der Anteil muss sich also innerhalb weniger Jahre fast verdoppeln, um die Klimaziele zu erreichen. Die Ausbauraten bei Solaranlagen sollen daher stetig gesteigert werden auf insgesamt 215 GW bis 2030.

Das Interesse am Thema PV auf Gewerbeimmobilien ist groß: 180 Anmeldungen gab es für die drei Info-Veranstaltungen in diesem Jahr.

60.000 Potenzialflächen in Wuppertal

Dafür müssen die vorhandenen Potenziale, die es vielerorts gibt, ausgeschöpft werden. Laut Studie des LANUV sind in Wuppertal 60.000 Dachflächen geeignet, um auf ihnen eine PV-Anlage zu errichten. Laut Andy Volschöw von den Wuppertaler Stadtwerken fehle es aber an Anreizen, um die Dächer tatsächlich auszulasten. Zudem seien die Nutzer oft nicht die Immobilieneigentümer. Um PV-Betreiber und Endverbraucher zusammenzubringen, betreiben die WSW schon seit einigen Jahren den „Tal.Markt“. Dieser digitale Marktplatz koordiniert das Angebot und die Nachfrage auf regionaler Ebene. „Für Stromproduzenten bietet das Konzept einen Zugang zum Endkundenmarkt, eine sichere Vergütung und eine Perspektive für die Zeit nach der EEG-Ära“, so Völschow. Die Kunden können nach Belieben ihren individuellen Strommix aus regionalen und ökologischen Quellen zusammenstellen. Zum Beispiel von Unternehmen aus der Nachbarschaft. So wie der MKW GmbH Digital Automation. 

Bei Bestandsbauten das Dach überprüfen

Das Maschinenbauunternehmen aus Wuppertal-Vohwinkel betreibt seit 2019 eine eigene PV-Anlage. Gut 31 Prozent der Leistung wird durch das Unternehmen selbst verbraucht, der Rest wird ins Netz eingespeist. Über 337.000 kWh pro Jahr kann die Anlage produzieren. Gero Rothstein, der die Projektleitung für die Installation der PV-Anlage bei MKW betreut hat, berichtete von seinen Erfahrungen. Die Dimensionierung der Anlage, die Wahl der Solarzellen, Speicher oder kein Speicher, die Eigentümer-Nutzer-Konstellation, die Art des Monitorings und der zukünftigen Wartung… bei all diesen Fragen gilt es, Entscheidungen zu treffen. Bei allem Engagement und Wissen, das man sich dabei aneignet, empfiehlt er aber in jedem Fall einen Sachverständigen zu Rate zu ziehen. Insgesamt ist MKW aber sehr zufrieden mit der eigenen Stromproduktion. Bloß die Dachvorbereitung würde Rothstein beim nächsten Mal anders angehen. Bei einer Bestandsimmobilie kann es sinnvoll sein, Ausbesserungen am Dach durchzuführen, bevor die Anlage in Bau geht. Denn sind die Module einmal installiert, ist die Begehbarkeit eingeschränkt.

Die eigenen Mieter direkt versorgen

Anders als im Fall der MKW GmbH sind die Nutzer des Solarstroms nicht immer auch die Eigentümer der Gewerbeimmobilie. Das muss aber kein Hindernis sein, weiß Oliver Maître von der Mieterstrom-Partner GmbH. Über das Vermarktungskonzept „Mieterstrom“ ist es möglich, dass der Eigentümer einer Immobilie die räumliche Nähe ausnutzt und den Strom ohne Netzdurchleitung an Dritte – also seine Mieter - weiterverkauft. Die Mieter, sprich die Stromnutzer, profitieren dabei von günstigen Preisen. Der Vermieter als Stromproduzent hingegen steigert den Wert seiner Immobilie durch die PV-Installation. Um das Mieterstrommodell nutzen zu können, sind intelligente Stromzähler nötig, um den Verbrauch der Parteien auseinander zu dividieren. Wird mehr Strom benötigt als der Anlagenbetreiber liefern kann, muss er diesen Anteil aus alternativen Quellen bereitzustellen. „Das finanzielle Risiko, das hierbei entsteht, ist aber eher gering, wenn auf der anderen Seite ein Autokratie-Grad von 50 bis 70 Prozent erreicht wird“, so Maître.

Info-Material

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Wirtschaftsförderung Wuppertal
  • Wirtschaftsförderung Wuppertal

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